b P.
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In einem seriös wirkenden Geschäft erhält man ein unterirdisches Ankaufsangebot vom Inhaber. Am Schreibtisch des Inhabers räkelt sich derweil bequem ein wie ein Kunde wirkender, sehr interessiert meinem vertraulichen Verkaufsgespräch zuhörender Mann, und im späteren Verlauf knallt sich dann auch die schulpflichtige Tochter des Inhabers auf den Wartestuhl in nächster Nähe zu besagtem Schreibtisch. Alle hören gespannt zu und es ist mir unangenehm. Die Erbstücke eines verstorbenen lieben Menschen, die er als wertvoll gehegt und gepflegt hat, werden nun vor einem von mir nicht gewählten Publikum von einem Fachmann als wertloses Altmaterial degradiert... Die anderen Wartestühle füllen sich währenddessen von weiteren, ebenso neugierig zuhörenden Schulkameraden. Ich stehe immer noch...
Der Inhaber "begutachtet" sodann alle Erbstücke (Manschettenknöpfe und eine Schweizer Uhr) und lehnt mit bedauerndem Gesicht alle Ankäufe ab: das passt nicht, hier ist "nur" vergoldet, dort sei etwas kaputt, das bringt nicht viel, hier müsse er noch investieren, seine Kunden würden in seinem als Ankaufgeschäft für gebrauchten Schmuck und Uhren deklarierten Laden nur neu aussehende Ware kaufen wollen.... kurzum:
Ich gehe unverrichteter Dinge mit meinen geliebten Habseligkeiten vergangener Zeiten wieder weg und stelle zuhause fest: es fehlt ein Manschettenknopf mit blauem Stein - der, der nicht (!) kaputt war.
Ich rufe an, um nachzufragen... Man will dem Inhaber den Rückruf ausrichten. Ich bestehe auf dem Notieren meiner Rufnummer (ist praktisch zum Zurückrufen), aber - wen wundert's? - kein Rückruf... und mein zurückgebliebener einzelner Manschettenknopf ist jetzt wirklich gar nichts mehr wert.
Seriös?